- 16. August 2024
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Die Frage, ob man Mitragyna speciosa (Kratom) in Mitteleuropa erfolgreich anbauen kann, beschäftigt viele Kratomenthusiasten. Im Gegensatz zu den tropischen Regionen Südostasiens, wo Kratom heimisch ist, stellt unser gemäßigtes Klima eine Herausforderung dar. Trotzdem haben viele Abenteurer, darunter auch wir, den Versuch gewagt und Erfahrungen gesammelt. Wir haben zahlreiche Foren durchstöbert, um die wichtigsten Informationen zu bündeln und dir einen Leitfaden zu bieten, der dir beim Kratomanbau in Deutschland und anderen mitteleuropäischen Ländern hilft.
Informationen zur Kratompflanze
Mitragyna speciosa, besser bekannt als Kratombaum oder Kratomstrauch, ist eine immergrüne Pflanze aus Südostasien, die in Regionen wie Thailand, Malaysia, Myanmar und Indonesien heimisch ist. In diesen tropischen Regionen kann der Kratombaum eine Wuchshöhe von bis zu 30 Metern erreichen, wobei kommerziell genutzte Bäume die Höhe von 3 Metern selten überschreiten. Bekannt als „Roter Sentolbaum“, wurde die Pflanze erstmals 1839 vom Botaniker Pieter Willem Korthals beschrieben.
Botanisch lässt sich Mitragyna speciosa wie folgt einordnen:
– Ordnung: Gentianales (Enzianartige)
– Familie: Rubiaceae (Rötegewächse)
– Unterfamilie: Cinchonoideae
– Tribus: Naucleeae
– Gattung: Mitragyna
– Art: Mitragyna speciosa
Der Kratombaum gehört somit zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) und ist eng verwandt mit dem bekannten Kaffee (Coffea) sowie der Heilpflanze Uncaria tomentosa (Katzenkralle). Die Blätter dieses Baums sind die Grundlage für das beliebte Kratompulver, das du in unserem Shop finden kannst. Mit ihrer ovalen Form und dem kräftigen Grün, messen sie etwa 15 cm in der Länge und 7 cm in der Breite, und machen den Baum unverwechselbar. Zusätzlich erkennt man den Kratombaum an seinen kleinen weißen Blüten und den rundlichen hellbraunen Früchten. In diesen Früchten befinden sich die Samen der Pflanze, die wir im nächsten Abschnitt genauer betrachten.
Jungpflanzen vs. Samen: Der Startpunkt für deinen Kratom-Anbau
Wenn du Kratom anbauen möchtest, stehst du vor der Wahl: Solltest du mit Jungpflanzen oder Samen beginnen? Wir erläutern dir einige Vor- und Nachteile beider Methoden:
Jungpflanzen:
(+) Vorteile: Jungpflanzen sind bereits bewurzelt und haben einen stabilen Start hinter sich. Sie sind widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse und benötigen weniger Pflege als Samen. Du überspringst die kritische Keimphase und kannst dich direkt auf das Wachstum konzentrieren.
(-) Nachteile: Sie sind teurer als Samen und weniger flexibel in der Auswahl der Genetik.
Samen:
(+) Vorteile: Das Anbauen aus Kratom Samen bietet die vollständige Erfahrung des Pflanzenzyklus. Du hast mehr Kontrolle über die Genetik und kannst aus verschiedenen Sorten wählen.
(-) Nachteile: Die Keimrate ist niedrig (oft nur 5 %), und die Samen müssen frisch sein. Der Anbau aus Samen ist anspruchsvoller und zeitintensiver.
Unsere Empfehlung: Wenn du schnelle Erfolge erzielen und weniger Risiko eingehen möchtest, sind Jungpflanzen die bessere Wahl. Samen bieten dagegen ein intensiveres, aber auch anspruchsvolleres Anbauerlebnis. Im nächsten Abschnitt erfährst du, wie du optimale Samen auswählst und diese erfolgreich aussäst. Falls du dich für Jungpflanzen oder Stecklinge entscheidest, kannst du diesen Teil gerne überspringen.
Aussaat
Wenn du den gesamten Zyklus des Kratomanbaus miterleben möchtest, ist das Starten mit Samen eine spannende Herausforderung. Dabei ist es besonders wichtig, auf die Frische und die Genetik der Samen zu achten. Es gibt einen Mythos, dass Kratomsamen nur wenige Tage keimfähig sind. Das stimmt nicht! Tatsächlich bleiben sie bis zu sechs Monate fruchtbar, auch wenn die Keimrate mit der Zeit abnimmt.
Im Allgemeinen empfiehlt es sich, mit deutlich mehr Samen zu starten, da die Keimrate selbst unter optimalen Bedingungen nur etwa 5–7 % beträgt. Abhängig vom Anbieter erhältst du die Samen entweder einzeln oder in der Blütenkapsel. Pro Kapsel kannst du mit etwa 20-50 Samen rechnen. Beachte dabei, dass eine Frucht (siehe Bild) aus vielen dieser Kapseln besteht. Um die Samen zu entnehmen, drücke die Kapsel vorsichtig zusammen. Manchmal kann es vorkommen, dass Kapseln leer sind. Das weist darauf hin, dass die Blüte nicht bestäubt wurde und ist ärgerlich, aber unvermeidbar.
Bei der Auswahl der richtigen Genetik für den Kratomanbau in Deutschland oder Mitteleuropa empfiehlt es sich, auf Sorten zu setzen, die besser an die hiesigen klimatischen Bedingungen angepasst sind. Es gibt Berichte über bestimmte Unterarten und Genetiken, die sich in kühleren Regionen als etwas robuster erwiesen haben. Viele Hobbygärtner haben mit der „Rabika“-Genetik gute Erfahrungen gemacht, da diese Sorte als widerstandsfähiger gegenüber kühleren Temperaturen gilt und somit eine vielversprechende Option für den Anbau in unserem Klima darstellt.
Vorsicht!
Dies ist nur im relativen Vergleich mit anderen Genetiken! Kratom ist eine “Diva”, die es in unseren Breitengraden ganz besonders zu umwerben gilt. Selbst die angepriesene Sorte Rabika reagiert empfindlich auf zu kühle oder andauernd trockenen Bedingungen und wird sich mit hängenden Blättern oder gar dem kompletten Eingehen lautstark beim Gärtner beschweren.
Bei unserem Versuch hatten wir keine genauen Informationen zu der Genetik, was leider der Normalfall sein wird.
Bei der Aussaat von Kratom gibt es verschiedene Methoden, die zum Erfolg führen können. Wir teilen mit dir, welche Schritte bei uns zum Erfolg geführt haben.
Vor der Aussaat solltest du die folgenden Hilfsmittel bereithalten:
– Anzuchterde: Verwende eine nährstoffarme Erde, um die Keimlinge nicht zu „verbrennen“. Wir haben „Goldlabel Premix Erde“ genutzt, aber andere Marken funktionieren ebenso gut.
– Mini-Gewächshaus: Ein Mini-Gewächshaus oder einen durchsichtigen Behälter, den du über die Keimlinge stülpen kannst, damit die Feuchtigkeit erhalten bleibt.
– Sprühflasche: Verwende diese, um die Erde leicht feucht zu halten, aber nicht zu nass.
– Heizmatte (Optional): : Sie hilft, eine konstante Temperatur von 28–30 °C zu gewährleisten.
Die Erde sollte vor der Aussaat leicht angefeuchtet werden. Streue die Samen auf die Erde und bedecke sie nur minimal, sodass sie noch Licht bekommen. Es dauert etwa 1–3 Wochen, bis die Samen keimen. Geduld ist gefragt! Viele Anbauer scheitern, weil sie die Samen austrocknen lassen oder zu ungeduldig sind und den Versuch für gescheitert erklären, bevor er überhaupt richtig begonnen hat.
Nach dem Keimen der Samen sollten die Setzlinge erst umgetopft werden, wenn sie eine Höhe von 3 bis 5 cm erreicht haben.
Das perfekte Anbaumedium
Kratombäume gedeihen am besten in humoser, stets feuchter Erde und in Töpfen mit gutem Wasserabfluss. Eine Mischung aus Rindenmulch und herkömmlicher Pflanzenerde hat sich als besonders geeignet erwiesen. Es sollte regelmäßig gedüngt werden, jedoch nie zu viel auf einmal, da der Kratombaum hierauf empfindlich reagiert. Hinsichtlich der genauen PH & EC Werten gibt es leider keine validen Quellen, die hierüber Auskunft geben. Jedoch wird in einschlägigen Ethnobotanikforen häufig zu leicht sauren pH-Werten tendiert. Genaue EC – Werte für die Mytragina Speciosa findet man, wie bereits erwähnt, bedauerlicherweise nicht. Für andere Pflanzen aus der Gattung der Rötegewäche hat sich ein EC-Wert von rund 2,0 bewährt.
Klimatische Anforderungen
Kratom ist eine tropische Pflanze und bevorzugt ganzjährig Temperaturen von mindestens 15 °C. Bei niedrigen Temperaturen neigt die Pflanze dazu, ihre Blätter abzuwerfen. Selbst wenn das passiert, hat Kratom die Fähigkeit sich zu erholen und treibt meist erneut aus, sobald die Temperaturen wieder ein angenehmes Niveau erreichen. Idealerweise schaffst du jedoch von Anfang an Bedingungen, die ein Abwerfen der Blätter verhindern.
Im mitteleuropäischen Klima empfiehlt sich die Kultivierung in einem beheizten Gewächshaus oder einem sonnigen Wintergarten. Von Mai bis September kann die Pflanze ins Freie gestellt werden, solange die Wetterbedingungen dies zulassen.
Wichtig ist hierbei, dass das Gefäß, in dem der Baum wächst, so gewählt wird, dass er bei plötzlichen Temperatureinbrüchen leicht transportiert werden kann. Spezielle Pflanzentaschen mit Henkeln eignen sich besonders gut dafür, um den Verlust der wertvollen Blätter zu verhindern. (Quelle: https://www.kraeuter-und-duftpflanzen.de/pdf/kratom.pdf)
Pflege deiner Kratompflanzen
Jungpflanzen gedeihen am besten bei indirektem Sonnenlicht. Auch ausgewachsene Pflanzen benötigen nicht unbedingt pralle Sonne. Für die Düngung empfiehlt sich ein ausgewogener Dünger: Stickstoffreich während des Wachstums und kaliumreich während der Blütezeit. Achte darauf, deine Pflanzen vor Schädlingen wie Blattläusen und Spinnmilben zu schützen. Neemöl ist eine natürliche und wirksame Methode zur Schädlingsbekämpfung.
Ein beeindruckendes Zeitraffervideo einer Kratompflanze könnt ihr unter folgendem Link finden: Time Lapse Kratom 1 Month. Leider unterliegt das Video einer Altersbeschränkung, sodass ihr bei YouTube angemeldet sein müsst, um es anzusehen.
Pflanzentraining: Kratom buschiger wachsen lassen
Obwohl wir noch keine eigenen Erfahrungen mit Pflanzentraining bei Kratom haben, planen wir, es beim nächsten Anbau auszuprobieren. Besonders vielversprechend erscheint das Topping, bei dem die Spitze der Pflanze beschnitten wird. Dies fördert ein buschigeres Wachstum und führt zu einer kompakteren Pflanze mit mehr Blättern.
Low-Stress-Training (LST), bei dem Äste nach unten gebunden werden, könnte die Lichtverteilung verbessern und das Höhenwachstum kontrollieren. Dies wäre besonders vorteilhaft, wenn die Pflanze in Innenräumen überwintert werden soll.
Ernte deiner Kratomblätter
Im Spätsommer ist es an der Zeit, die Blätter zu ernten. Frühe Ernten ergeben oft Blätter mit einer weißen bis grünen Färbung, während spätere Ernten rötlich werden können. Diese Entwicklung ist jedoch nicht in Stein gemeißelt, da Faktoren wie Licht und Temperatur ebenfalls die Blattfarben beeinflussen können, sodass auch atypische Verfärbungen auftreten können. Schneide die Blätter vorsichtig ab und trockne sie gründlich für die spätere Verwendung.
Der Kratomanbau in Deutschland sollte als Experiment betrachtet werden, bei dem die Freude am Gärtnern im Vordergrund steht. Wer ausschließlich auf eine reiche Ernte hofft, könnte enttäuscht werden und die wahre Schönheit des Prozesses verpassen. Auch wenn die Blätter nicht die gleiche Qualität wie in tropischen Regionen haben, kannst du dennoch ein Produkt ernten, das gut und vielseitig verwendbar ist.
Fazit
Der Anbau von Kratom in Deutschland stellt eine spannende Herausforderung dar, die Geduld und Hingabe erfordert. Trotz der klimatischen Unterschiede zwischen Mitteleuropa und den tropischen Heimatregionen von Kratom ist es möglich, mit den richtigen Techniken und einem gewissen Maß an Experimentierfreude gute Ergebnisse zu erzielen. Der Prozess sollte als Gelegenheit gesehen werden, die Pflanze und ihre Wachstumsphasen zu beobachten, anstatt ausschließlich auf eine reiche Ernte zu hoffen. Mit der richtigen Pflege und den geeigneten Bedingungen kannst du ein einzigartiges Produkt ernten, das vielseitig einsetzbar ist.
Hier findest du unsere anderen spannenden Blog Posts zum Thema Kratom:
Claudius
25. April 2022 at 15:30Servus Chris,
sehr gerne, schön zu hören, dass dir der Artikel gefallen hat und danke für die netten Worte! 😀
Im Moment haben wir leider keine genaueren Infos, wo man im Moment gute Stecklinge kaufen kann, bis auf ein paar Ebay Händler sieht es in dem Bereich derzeit leider nicht sonderlich gut aus.
Wir haben auch schon darüber nachgedacht, selbst welche zu verkaufen. Wir haben aber bisher Abstand davon gehalten weil wir uns nicht gut genug mit dem Handel und vor allem dem Versand lebenden Pflanzen auskennen.
Eventuell bieten wir bald aber Samen an, das steht aber noch nicht fest und muss erst genauer recherchiert und durchdacht werden.
Freundliche Grüße,
Claudius
arbos-germany.de
Michael
31. Juli 2022 at 22:25Hallo,
Schön das hier jemand auch mit Kartom beschäftigt.
Ich bin gerade dabei mit 2. Anlauf.
Die 1. war bei 40 Grad alle verbrannt.
Freundliche Grüße
Hermann
11. August 2023 at 22:47Hallo zusammen, bitte nochmal auf den richtigen botanischen Namen achten, Mitragyna, nicht wie oben fälschlich Mytragina. Danke euch für die schönen Artikel. LG Hermann
Hermann
11. August 2023 at 22:52ach und bitte auch ausbessern: Rötegewächse, nicht Rotgewächse. Ich danke euch. Auch kann ich Hypericum (Johanniskraut) nicht in näherer Verwandtschaft zu dieser Familie finden, aber wenn ihr die Labkräuter (Galium) als heimische Vertreter dieser Familie angebt, sollte es passen 🙂 Herzliche Grüße vom Pflanzenfreund